Schreibweise und Aussprache des Familiennamens:

Der Name kann zu dem im Waadtland verbreiteten Substantiv bèsa gestellt werden, das ‚Zwilling’ oder ‚Gabelung, Abzweigung’ (vgl. GSPR Bd. 2, S. 353) bedeutet. 

In früheren Jahrhunderten war die Schreibweise der Familiennamen einem ständigen Wandel unterworfen. Auch der Familienname Besse erscheint in deutschen und waadtländischen Urkunden, Randvermerken und Personenverzeichnissen in unterschiedlicher Form. Teilweise wird der Akzent (é) verwendet. So wird der Name des Schultheißen Isaac Bessee bereits in der Bürgermeisterei-Rechnung des Jahres 1698, also wenige Jahre nach dessen Einwanderung aus der französischsprachigen Schweiz, mit Akzent geschrieben. Auch der Namenseintrag in dem in lateinischer Schrift abgefassten Matrikel des Zweibrücker Gymnasiums aus dem Jahre 1734 verwendet den Akzent: Joan. Henr. Bessé (vgl. Vogelgesang S. 47).

Interessant ist die Aussprache des Familiennamens in der letzten Generation. Hier wurde die Endsilbe zu [] abgeschwächt: ['bεs]. Frühere Generationen behalten die volle Endsilbe bei: ['bεse]. Im Rahmen der Befragung der im Saarland wohnenden Familien mit dem Namen Besse wurde diese Besonderheit bestätigt.

Die verschiedene Schreibweise wird in nachfolgenden Beispielen deutlich; häufig wird der Name mit deutschem h und lateinischem s, aber auch in Sütterlin geschrieben:

 

Unterschrift von Isaac Besse, Stadtschultheiß von Hornbach, der das Manual der Bürgermeisterei-Rechnung für das Jahr 1688 mit dem Zusatz "gerichter Schultheiß" unterzeichnet (Ho.Bürg.Re 1688 S. 1);

Namen mit Akzent des Schultheißen Isaac Besse, geschieben von dem Gesellen des Bürgermeisters im Manual der Bürgermeisterei-Rechnung für das Jahr 1698 (Ho.Bürg.Re 1698 S. 8);

Unterschrift von Otto Friedrich Besse, Stadtschultheiß von Hornbach, auf einem Eintragung im Kontraktenbuch der Stadt Hornbach aus dem Jahre 1738 (Ho.St.Pro. 1726 S. 122);

Unterschrift von Philipp Heinrich Besse, Spitalschaffner in Zweibrücken, auf der Geburtsurkunde seiner 1. Tochter Maria Henriette (*18.10.1764) in Zweibrücken; 

Unterschrift und Siegel von Jean Georges Besse, Richter des Ehrwürdigen Konsistoriums und Gerichtsherr von Ste-Croix am 12.9.1773 (Archives communales von Ste-Croix);

Unterschrift von Dorothea Besse als Patin, auf Geburtsurkunde ihrer Nichte Louise Dorotheé Bessé, geb. am 28.04.1774 in Zweibrücken;

Unterschrift von Friedrich Besse, Kabinettsekretär in Zweibrücken auf Geburtsurkunde seiner Tochter Louise Dorothee Besse (*28.04.1774);

Unterschrift von Karl Friedrich Besse, Förster in Tholey, auf der Geburtsurkunde seines 2. Sohnes Carl Philipp Besse (*10.5.1803 - Sept floreal an onze de la République française);

Randvermerk auf der Geburtsurkunde von Carl Philipp Besse in Tholey geb. am 10.5.1803;

Randvermerk auf der Sterbeurkunde des Försters Karl Friedrich Besse (Charles Bessé) am 30.1.1804 (Neuf fluviose an Douze de la République française), der im Alter von nur 33 Jahren tot auf dem großen Weg, der von Tholey nach "Gierfeld" führt, gefunden wurde. Sein Körper wies weder "Contusion" noch "blessure" auf;

Randvermerk auf einer Übersicht der Hinterbliebenen der Witwen- und Waisenkasse Zweibrücken betreffend Heinrich Besse, Spitalschaffner in Zweibrücken, der am 15. Mai 1781 verstarb und dessen Ehefrau bis zu ihrem Tod am 23. Februar 1828 in Passau von der Waisenkasse eine Rente erhielt;

Unterschrift von Carl Philipp Besse auf seiner Heiratsurkunde am 7.02.1829 in Tholey;

Unterschrift von Peter Besse (*1799), Schuhmacher in Tholey, auf Heiratsurkunde seines Bruders Carl Philipp Bessé (*17.4.1803)mit Anna Maria Gasser am 7.2.1829 in Tholey;

Unterschrift von Nikolaus Besse, Schuhmacher in Tholey, bei seiner Hochzeit mit Anna Maria Rhoden am 11.10.1856 (Doppelhochzeit);

Randvermerk auf der Geburtsurkunde von Johann Besse am 13. Oktober 1892 in Lebach, entspricht der heutigen Schreibweise des Namens.

Zwei Mitglieder der Familie Besse wanderten im 18. Jahrhundert nach England aus. Zunächst war der aus Sainte-Croix stammende Jean-François Besse (Bruder von Isaac Besse) als Dragonermajor im Regiment der Englischen Majestät tätig. Später hält sich sein in Hornbach geborener Vetter Friedrich Paul Besse (Sohn von Isaac Besse) bei ihm auf der Insel Jersey auf. Beide ändern ihren Familiennamen in Best und unterzeichnen auch so: 

(Abschriftl.) Unterschrift unter dem Testament von Jean-François Besse, das er am 13. September 1742 vor dem Vorrechtshof in Canterbury/England hinterlegt.

Die unterschiedliche Schreibweise des Namens im Laufe der Jahrhunderte hat dazu geführt, dass die Schreibweise mit deutschen h und lateinischem s zu Beginn des 20. Jahrhunderts als "scharfes" ß gedeutet wurde. So hatten u. a. die Bediensteten des Standesamtes in Dudweiler gegen den erbitterten Widerstand eines Betroffenen den Familiennamen auf dessen Dokumenten zu "Beße" verschrieben mit dem Hinweis, er solle alte Dokumente mit der anderen Schreibweise vorlegen. Da im Rahmen dieser Familiennamenforschung genügend alte Urkunden gefunden wurden, die die Schreibweise mit doppeltem s belegen, konnte inzwischen dem Standesamt gegenüber die richtige Schreibweise "Besse" nachgewiesen und das kostenlose Namensberichtigungsverfahren über den Amtsrichter in die Wege geleitet werden. Dies könnte zukünftig zur Vereinheitlichung der Schreibweise "Besse" nicht nur in den saarländischen Telefonbüchern, sondern auch in den amtlichen Dokumenten der Namensträger führen.

Wetere Ausführungen in Kapitel 2.4 der demnächst herausgegebenen Familienchronik Besse.

 

© Besse (03.10.2002)