Auswanderung
von Johann Adam Linius aus Steinbach nach Weissenberg und Ebenau in
Galizien in der heutigen
Ukraine
Besuch
aus Kanada
Brian J.
Lenius aus
Winnipeg in der kanadischen Provinz Manitoba besuchte Ende September
2015 den Lebacher Stadtteil Steinbach. Im Jahr 1782
heiratete sein Vorfahr Johann Adam Linius aus Steinbach Barbara Lauer
aus
Obersalbach (siehe Familienbuch Reisbach). Zwei Jahre später wanderte
die junge Familie über Wien nach
Galizien in der Ukraine aus. Denn schon im 19. Jahrhundert verarmte die
Landbevölkerung,
weil in Steinbach zu wenig Ackerflächen zur Ernährung der stark
angewachsenen
Familienverbände, der Stockfamilien, vorhanden waren.
Brian Lenius besuchte das Steinbacher Unterdorf und stand im Garten des
Hauses in der Au
Nr. 6A, wo
im 17. Jahrhundert das Stammhaus der Familie
Linius stand. Der heutige
Eigentümer
Herrmann Noß bestätigte, dass in seinem Vorgarten früher ein altes
Bauernhaus
stand, von dem heute nur noch der Brunnen im Garten übrig geblieben
sei. Es sei
das "Perres-Haus" genannt worden. Die SZ-Redakteurin Monika Kühn
berichtete in einem umfassenden, spannenden Beitrag über diese
Auswanderungsstory in der Saarbrücker Zeitung unter dem Titel "Brunnen
zeugt von Steinbacher Vorfarhen - Kanadier besucht den Ort, an dem im
17. Jahrundert das Stammhaus der Familie Linius stand" am 5. September
2015. Mehr hier demnächst...
Genealogie der Familie Linius
Johannes Linius (1670-1724), der Stammvater
der
Steinbacher Familie Linius, heiratete 1690 Eva Perius, die älteste
Tochter von Johann Perius (geb. um 1650), dessen Hofgut sich im
Unterdorf an einem
Gemeindeweg in der Nähe des Baches in der heutigen Straße In der Au
befand. Von
ihm
stammt der Hausname "Perres". Im Jahr 1708 wohnte die junge
Linus-Familie
mit vier Kindern beim Schwiegervater, mit dem sie 12 Morgen
(Tagwerk) Ackerland
und drei Wiesen bestellte sowie 4 Pferde, 6 Kühe, 12 Schafe
und 10
Schweine besaß. Das viele Vieh weidete auf den östlich des Hofs
gelegenen
Wiesen, dem sogenannten "Große Bitzen", einem heute noch dort
anzutreffenden
Flurnamen. Im Jahr 1735 verkaufen die Hoffmann Geschwister in Steinbach
ihre Anteile an dies sog. "Pergeshaus". Am 23. April 1742 verleiht der
Ackerer Johann Linius aus Steinbach 63 Taler an Johannes Bernarding und
Mathias Leibfried, Ackerer zu Goldbach und Gresaubach. Am 27. November
1742 verleiht der ehrsame Ackersmann johannes Liniges (Linius) den
Betrag von 26 Reichstalers an den Thalexweiler Ackerer Johanens
Schiwert. Im Jahr 1756 kauft der Bauer Johann Linius (1732-1772),
ein Enkel des Linius-Stammvaters,
das Perres-Haus von allen Perius-Erben aus dem gleichnamigen Stock für
34 Reichstaler ab.
Im Jahr 1781 erwarb dessen Sohn Michael Linius (1757-1806 in
Galizien), der von Beruf Steinmetz war, das Haus
samt einer Schmiede für
300 Reichstaler von den Linius-Miterben. Auch sein Bruder Adam
Linius,
der direkte Vorfahren von Brian Lenius aus Kanada, der sich 1781 schon
in
Heusweiler-Dilsburg aufhielt, verkaufte seinen Erbteil. Ein Jahr später
heiratete er Barbara Lauer aus
Obersalbach (siehe Reisweiler Familienbuch) und wanderte 1784 samt
Familie nach Galizien/Ukraine aus. Zu dieser Linie
gehört auch Brian Lenius,
Winnipeg/Kanada.
Adams Onkel Peter
Linius erhielt im Jahr 1770 in Steinbach einen Garten von 8
Quadratruten
Gesamtfläche hinter
seiner Schmiede als persönliches Eigentum zugeteilt. Dies war der erste
Schritt
zur Aufhebung der sogenannten Stückelteilung, denn seit der
Wiederbesiedlung
nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten die Steinbacher Stockbauern nur
ideele Anteile
an dem Erbenland besessen. Die Lothringer Verwaltung beim Schaumberger
Oberamt
in Tholey hatte in den 1770er Jahren damit begonnen, den Bauern das
Land zu
übergeben, um so die Erträge aus dem Ackerbau zu erhöhen. im Jahr
2013
veröffentlicht
hat. Darin sind viele Steinbacher Einwohner erwähnt, die nach „Ungarn“
(Gemeinden in Südost- und Osteuropa) auswanderten.
Der
Name
Linius ist in Deutschland nicht weit verbreitet. Man findet ihn aber
sogar in
Polen und auch in Amerika. Er kommt in zahlreichen Varianten vor:
Linies, Lingis,
Linges, Lingus, Lingies, Linicus
oder Lenius.
"Ungarn-Auswanderer"
Detaillierte Angaben zu weiteren Familien, die nach "Ungarn"
(Gemeinden in Südost- und Osteuropa) im 18. Jahrhundert ausgewandert
sind, sind aus dem Buch "Landschaft und
Kulturraum
von Steinbach (Lebach) vom 16. bis zum 18. Jahrhundert" (2013 hg. von
Maria Besse, Thomas Besse und Johannes Naumann), zu ersehen. Zu
den "Ungarn-Auswanderern"...
Quellen:
Landesarchiv Saarbrücken; Kirchenbuch Thalexweiler; Archiv der
Katasterverwaltung in Saarlouis; Maria Besse/Thomas Besse/Johannes
Naumann: Landschaft und
Kulturraum
von Steinbach (Lebach) vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.
Wer
Hinweise zur Lebach-Steinbacher Familie Linius
geben kann, kann sich an Thomas Besse unter
der E-Mail-Adresse thomas@besse.de wenden.